Supta Kurmasana heißt übersetzt, die schlafende Schildkröte.
Glücklich der Mensch, der in dieser Position loslassen geschweigen denn schlafen kann.
Wobei unsere Schülerin Petra diese Asana mit solch einer Entspanntheit ausführt, dass man geneigt ist zu glauben sie schlafe.
Supta Kurmasana wird ziemlich in der Mitte der ersten Serie des Ashtanga ausgeführt und ist eine Position, die definitiv abschreckend wirkt auf Yoga Einsteiger

Abschreckend ist mein Stichwort.

Am Sonntag nach meinem Workshop zum Thema Hüftöffnung kam ich mit einer Teilnehmerin ins Gespräch über ihre Yogapraxis. Sie strahlte mich, noch glühend von der intensiven Praxis der letzten 2 Stunden, an und erzählte mir, sie habe einige Jahre Hatha Yoga praktiziert sogar 2-3mal die Woche also schon ziemlich intensiv.
Wegen der Geburt ihres Kindes habe sie pausiert und wolle nun wieder anfangen.

Ich konnte nicht anders als ihr vorzuschlagen es doch mal bei uns bei Yojo Yoga mit Ashtanga zu versuchen.

ASHTANGA!

Riesen Zweifel überlagerte ihr Strahlen.
Sie habe sich mal die erste Serie Ashtanga, die Yoga Chikitsa (übersetzt heißt die erste Serie „Yoga Therapie“) angesehen und WOW, das wäre ja der Wahnsinn.
Das wäre ja 41 Asanas, eine schwieriger und abgefahrener als die andere.
Müsste man die alle immer praktizieren?
Das könnte sie nicht, nie und nimmer!
Das mache ihr Angst!

Diese Schülerin, das konnte ich im Workshop sehen gehörte nicht zu den Yoga Beginnern, sie hat schon erkennbar einiges an Yogapraxis hinter sich und trotzdem machte Ashtanga ihr Angst, lies sie zweifeln ob sie leisten könne, was Ashtanga  vermeintlich von ihr verlange.

Das ist genau das, was ich immer wieder höre.
Ashtanga gefährlich, hart, schwierig…..

Ich selbst habe, als ich mit 50 mit Ashtanga begann, gelesen man kann mit dieser Yogarichtung nach seinem 40sten Lebensjahr nicht mehr anfangen, der Körper wäre dann nicht mehr in der Lage diese Praxis zu verarbeiten.

Das ist natürlich Quatsch, wie ich an mir selbst jeden Tag erlebe.

Ashtanga ist im besten Fall ein Lebensweg den geht jeder auf seine eigene Weise nach seinen individuellen Möglichkeiten.

Ashtanga verlangt nichts.

Naja ok, nichts ist gelogen. Ashtanga verlangt Hingabe wir hatten es schon davon.
Aber auch hier ist es jedem selbst überlassen wieviel Hingabe er bereit ist zu geben und
wie die eigene Praxis aussehen soll.
Das kann ganz entspannt bis sehr dynamisch sein. Hier ist jeder Ashtangi sein eigner GURU

Ashtanga Yoga fängt man in ganz kleinen Schritten an.
Step by Step, Asana für Asana immer wieder erklärt, angeleitet und vorgemacht von einem erfahrenen Lehrer, der all die Asanas die er unterrichtet selbst „durchlebt“ hat.
Am Anfang steht für Ashtanga Neulinge deshalb eine eher kurze Praxis, der Schüler übt nur so viel wie sein Körper und Geist bewältigen kann.
Der Lehrer lernt über die Zeit jeden seiner Schüler intensiv kennen und begleitet ihn Asana für Asana in seiner ganz persönlichen Entwicklung.
Auf diese Weise macht sich der Schüler über Jahre die Ashtanga Serie Asana für Asana zu eigen.

Zurück zur schlafenden Schildkröte, Supta Kurmasana, eine sehr herausfordende Asana in der Mitte der ersten Serie.
Einige Schüler werden vielleicht niemals so in diese Asana hineinkommen wie hier auf dem Foto von Petra zu sehen. Petra, die in dieser Asana tatsächlich ausruhen wenn nicht gar schlafen kann hat daran Jahre intensiv geübt, damit sie das kann.
Ok schlafen in dieser Pose ist wohl dann doch, egal für welchen Yogi, eher unbequem.
Darauf kommt es auch nicht an.

Ashtanga ist für den Menschen da und nicht der Mensch für Ashtanga, darum gibt es im Ashtanga eine Vielzahl von Modifikationen einzelner Asanas als Vorbereitung oder Ersatz von Asanas, die der Schüler noch nicht einnehmen oder nie einnehmen werden kann.

Und trotzdem übt der Schüler die 1. 2. oder …. Serie

Es geht im Ashtanga nicht darum sich dramatisch zu verbiegen. Auch wenn von außen betrachtet so erscheint. Es geht darum in Bewegung zu meditieren und vielleicht fällt uns nach Jahren hingebungsvoller Praxis die ein oder andere von außen betrachtete dramatische Verbiegung als „Geschenk“ in den Schoß.
Das ist dann nett aber nicht wichtig. Die Asanas in ihrer Komplexität sind meiner Meinung nach dazu gedacht uns wach zu halten, uns klar zu machen das wir auf einer langen Reise sind bei der es keinen Sinn macht auf das Ende zu schielen, sondern im besten Fall 6 Tage die Woche Schritt für Schritt diese Reise zu genießen.

Wenn wir uns vorstellen wie wollten die Welt zu Fuß umrunden, dann würden wir niemals aufbrechen, wenn wir die 40.000 Kilometer Erdumfang im Kopf hätten. Aber wenn wir einfach losgehen, uns auf den Weg machen, jeden Tag ein bisschen, dann sind wir irgendwann um die Erde rum.

Niemand muss Ashtanga Yoga zurückschrecken.

Einfach machen was geht und wieder machen was geht und wieder machen was geht………
Irgendwann ist man dann um die Erde rum
So einfach ist Ashtanga.