Gestern Abend  habe ich diesen Cartoon gesehen auf dem stand:
I don´t want to practise !  I want to skip ahead to the part where I´m Awesome

Den ganzen Tag über hatte ich das Vergnügen an einem herausfordernden Workshop teilzunehmen
Christina Sieg lud zu einem Workshop mit Yogi Kamal Singh ein.

Der Tag startete mit einer geführten kompletten 1 Serie die von Kamal wunderbar angeleitet wurde. Er zählte, verteilte Props, adjustete, war wie auf einem fliegenden Teppich überall zur gleichen Zeit und half jedem, auch den nicht geübten Ashtangis, die Serie zu überstehen. Die Adjustments von Kamal waren fast schon akrobatisch, sehr tiefgreifend, geradezu heftig aber auch sehr sicher. Er arbeitete mit dem ganzen Körper und erzeugte auch bei mir groooooße Erweiterungen meines Bewegungsradius selbst in von mir schon 1000 mal geübten Asanas an den andere Lehrer nichts mehr zu bemängeln hatten.

Okay das war dann aber auch Anschlag bei mir.

In der Pause nacht er Serie kamen andere Teilnehmer zu mir und meinten , was Kamal mit mir gemacht hätte sähe Aber schon echt grenzwertig aus. Ich konnte alle beruhigen, die Adjustments sahen von außen für ungeübte bestimmt schlimm aus, Ich merkte bei Kamal aber sofort, dass er meinen Körper lesen konnte und wir waren in einem zum Teil wortlosen Dialog darüber, was geht und was nicht mehr geht.

Zur Beruhigung aller die jetzt loswettern möchten.
Kamal weiß was er tut. Ich habe heute Muskelkater aber meine Knochen, Bänder und Bandscheiben sind noch alle da wo sie hingehören.

Der Nachmittag war dann der Grund warum ich hier ein wenig schreibe.
Wir alle wollen eine tolle Yogapraxis haben, am liebsten aus dem Stand heraus in den Handstand kommen, ein wunderbares, fliegendes Vinyasa können, das Bein hinter den Kopf legen und vieles mehr.

Aber!!
Wir wollen den mühsamen Weg dahin nicht wirklich gehen.

Ich selbst habe dieses Frühjahr bei einem Workshop mit Kino Mc Gregor am eigenen Leib erlebt, wie viel Luft für Hingabe in die einfachen Vorbereitungsübungen für diese meditative, schwerelose Praxis auch bei mir noch ist.
Ich habe seitdem mehr Augenmerk auf diese Aspekte neben meiner Ashtanga Routine gelegt.

MEHR??
JA MEEEHR!
Wie ich gestern wieder erleben durfte noch lange nicht genug.

Ja ich kann jetzt sagen ich bin 54 Jahre alt, erst vor 4 Jahren auf den Ashtangazug aufgesprungen und ich habe einen Beruf neben der Leidenschaft zum Ashtanga.
Nicht zu vergessen! Es geht am Ende nicht um das Vinyasa, den Handstand, das Floating, es geht um das Atmen!

Das hat Kamal, wie jeder andere Lehrer vor ihm, so wie auch ich zu meinen Schülern, gesagt.
Das alles ist gut und schön und richtig.

Kamal hat mir etwas vor Augen geführt, was ich trotz dieser Argumente die alle richtig sind nicht beiseite zu schieben ist.

HINGABE

Wirkliche Hingabe.
All diese Leichtigkeit die wir so bewundern kommt, wie ich gestern zum zweiten mal in diesem Jahr von einem fantastischem Lehrer erfahren durfte, von täglicher intensiver, harter, ja manchmal sogar schmerzhafter hingebungsvoller Arbeit.
Ich war an meiner Grenze, ich wäre fast unter mir zusammengebrochen und genau in dem Moment habe ich für mich erfahren. Ich bin immer noch faul, ich bin immer noch nicht konsequent auf dem Weg, ich habe immer noch zu viele „Ausreden“.

Wenn ich es ernst meine mit dieser Leichtigkeit, muss ich mich noch intensiver auf den Pfad der manchmal banalen, unbequemen, nicht spektakulären Vorbereitungsübungen begeben um irgendwann diese Leichtigkeit zu besitzen

Kino Mc Gregor sagte in Berlin dieses Frühjahr zu uns

„You have to own it“
“You have to own the Asana,You have to own the handstand, You have to own the floating, “

Den Spruch practise, practise and all is coming  ernst nehmen, heisst auch wirklich praktizieren, voll und ganz, nicht nur ein bißchen 😉

Danke Christina, dass Du den Workshop möglich gemacht hast,
Danke Kamal Singh fürs mal wieder wachrütteln.
Großen Dank an Elena aus Bremen fürs fotografieren.